Ist San José einen Besuch wert?
Heute Morgen packen wir die Velos in die Kartonboxen, fahren anschliessend nach San José und begeben uns auf eine Stadtwanderung. Es gibt da einige Parks und Flanier-Boulevards. San José ist eine laute Stadt. Im Zentrum, wenn es ein solches denn gibt – historische Gebäude fehlen –, wimmelt es von Konsumtempeln, wie sie weltweit gleich ausschauen. (In den Kleinstädten Costa Ricas gibt es sie dagegen nicht.) Aus diesem Grund finden wir ausser vielleicht den genannten Parks nichts, was der Hauptstadt einen besonderen Charakter gäbe. Wir müssen den Autoren der Reisehandbücher recht geben, wenn sie meinen, San José zu besuchen könne man sich sparen.
Der Spaziergang entlang einer der Hauptverkehrswege zeigt, wie viele Busse hier ständig unterwegs sind. Am Paseo Colón stehen sie zu viert nebeneinander und zu Dutzenden hintereinander im Stau, den sie massgebend mitverursachen. – Was wir gestern nicht erwähnt haben, ist die vorbildliche Nutzung der in den Bussen vorhandenen Sitzplätze. An den Endstationen von Kurzstrecken steht immer ein Fahrzeug bereit. Es fährt in der Regel dann los, wenn alle Plätze besetzt sind. Das dauert in den Hauptverkehrszeiten kaum je länger als zehn Minuten! Auf den Fernverkehrslinien sind die Sitzplätze nummeriert, so dass niemand beim Einsteigen vordrängelt. Auch hier sind fast immer alle Plätze besetzt. Überfüllte Busse gibt es nicht.
Am Nachmittag besuchen wir den wohl schönsten Park San Josés, den Parque Nacional. Eine Oase der Ruhe. Eine grosse Zahl ganz unterschiedlicher Bäume (alle mit Namensschild gekennzeichnet) spendet Schatten für fast jede Ruhebank.
Wir haben gestern vom öffentlichen Verkehr und den Tarifen geschrieben. Dies ergänzen wir nun mit ein paar weiteren Infos zu Costa Rica als Reisedestination. In drei Wochen lässt sich das Land bereisen. Es lohnt sich aber, mindestens eine Woche anzuhängen, um mindestens auch den Süden Nicaraguas kennen zu lernen (zumindest bis Granada oder Léon). Auf der Reise haben wir mit zahlreichen Backpackern gesprochen und können auch von den eigenen Erfahrungen her etwas über die Kosten aussagen, mit denen man als Individualreisender rechnen muss. Einzelne Gesprächspartner fanden zwar, sie wollten von Costa Rica so rasch wie möglich nach Panama weiterreisen, weil es ihnen hier im Vergleich zu anderen mittelamerikanischen Staaten zu teuer sei. Wir sind aber der Meinung, dass es sich hier selbst mit einem bescheidenen Budget durchaus gut und bequem reisen lässt. Mit 2‘500 Franken kann man eine vierwöchige Reise finanzieren. Darin inbegriffen sind Flugticket, Transportkosten, Unterkunft, Verpflegung und Eintritte in Nationalparks. Mit einem solchen Budget bekommt man in der Regel in einem einfachen Hotel oder Hostel ein Privatzimmer (teilweise mit, teilweise ohne eigenes Bad) und kann auch durchaus gut und gesund essen. Vieles ist hier zwar in der Tat ebenso teuer wie in der Schweiz, etwa Restaurants oder Mittelklassehotels. In den Sodas, wo die Einheimischen essen, kann man sich aber mindestens so gut verpflegen wie in einem Touri-Restaurant.
Nach Costa Rica reisen sollten aber nur Leute, die sich wirklich für die faszinierenden Landschaften, insbesondere für die Regenwälder, die Nationalparks und die diversen Küsten interessiert. Wer nur Seilparks besuchen und im Hostel herumhängen möchte, kann sich den Flug über den Teich sparen.