Heimreise

17. February, 2012

Donnerstag
Die Delta-Maschine hebt um 7:22 ab (also 7 Minuten nach der vorgesehenen Zeit!). Die Kontrollen nach dem Check-In waren minutiös, aber rasch vorbei. Speziell war, dass wir beim Boarding nochmals unser Gepäck durchsucht bekamen. Zeno wurde an einem separaten Tisch abgefertigt.
Morgens sind wir um 4:30 aufgestanden, haben einen Kaffee getrunken und sind dann vom Hotelbesitzer zum Flughafen gefahren worden. Er musste relativ weit vom Departure-Eingang anhalten, was aber kein Problem war, denn als Gerold einen grossen Wagen für die Velokartons holte, kam gleich ein Angestellter mit und fuhr alles nicht nur bis zum Check-In, sondern betreute die Sachen auch, während wir die Ausreiseformalitäten erledigten. (Dabei wurde übrigens eine Ausreisegebühr von 56 Dollar fällig.) Erst, als wir am Check-In-Schalter standen, verabschiedet sich der dienstfertige Mann. Da die Radboxen ordnungsgemäss angemeldet waren, ging alles reibungslos von statten. Wir bezahlten die 300 Dollar für den Radtransport, der Rest war Formsache.
Auffällig, wie klein San Josés Flughafen ist. Es gibt lediglich eine Lande- bzw. Startpiste und auch nur eine Abflughalle. Nach dem Abheben sehen wir nicht nur, wie dicht bewohnt bzw. bebaut Costa Rica um die Hauptstadt herum ist, sondern erkennen nun auch von oben die gebirgige Topografie.

Rückblick 1

 
Nochmals etwas zu den Preisen, speziell zu denen für Nahrungsmittel. Da gibt’s erstaunliche Besonderheiten:

  • Im Kaffeeland par excellence sind sowohl Bohnen wie auch gemahlener Kaffee ziemlich teuer. Fair-Trade-Produkte – von Kleinbauern produziert – kosten pro Kilo über 30 Franken. Für unter 15 Franken pro Kilo gibt’s eigentlich nur ganz wenig Angebote. Ganz anders der Kaffee als Getränk: Für 1 bis 1.50 Franken erhält man eine grosse Tasse ausgezeichneten Kaffee.
  • Auch Tee ist deutlich teurer als bei uns.
  • Milch ist etwa gleich billig wie bei uns. Teurer sind jedoch deren Veredelungsprodukte. So kostet das Kilo Käse 30 Franken und mehr, aber auch für Milchdrinks und Jogurts greift man tief in die Tasche. (Interessant in diesem Zusammenhang ist die Tatsache, dass in Nicaragua Parmalat das Monopol zu haben scheint für Pastmilch, Milchdrinks und Jogurts. Dort stehen die Kühlregale nicht nur in den (Klein)Läden, sondern auch an Tankstellen. Die Preise dafür sind exorbitant höher als die der übrigen Lebensmittel.)
  • Im starken Kontrast zu den Kaffee- und Käsepreisen stehen die Fleischpreise. Bestes Rindfleisch, Filet- und ähnliche Stücke, kostet pro Kilo 12 bis 15 Franken. (Wir kauften nur einmal solches Fleisch, nämlich ein Hohrückensteak von 300g Gewicht. Kostenpunkt: 2 Franken. – Es schmeckte ausgezeichnet!) - An sich sind derart tiefe Rindfleischpreise nur schwer zu rechtfertigen. Die Bauern lösen für ihre Produkte mit Sicherheit viel zu wenig. Was aber die Produktion an sich betrifft, so sieht das Urteil durchaus anders aus. Es gibt in Costa Rica, soweit wir feststellen konnten, keine Rinderzucht im grossen Stil. Kleinbauern halten an steilen Hanglagen eine kleine Anzahl Tiere. Die fressen Gras, wo sicher kein Getreide angebaut werden kann, und es wird ihnen bestimmt keines verfüttert. Geweidet wird, so scheint es, in ökologischen Nischen. Das relativiert die Rindfleischproduktion bzw. deren Konsum. Dass die Bauern zu wenig lösen, ist und bleibt unschön.
  • Gemüse und Früchte sind ausgesprochen preiswert. Eine ganze Ananas – die Hauptfrucht in Costa Rica – kostet meist nicht mehr als 1 Franken, Papaya sind noch billiger. Die grossen, reifen und vollfleischigen Tomaten kriegt man ähnlich günstig. (Äpfel zu kaufen, lohnt sich nicht; sie sind importiert, entsprechend teuer und schmecken nach gar nichts – ausser man wüsste, wie Styropor schmeckt.)
  • Brot? Voraus dazu Folgendes: Costa-Ricaner essen deutlich weniger Brot als wir. In Hotels und Restaurants gibt’s – ausser vielleicht in solchen des Hochpreissegments – weder zum Frühstück noch sonst Brot zum Essen, wenigstens nicht so, wie wir es kennen. Zu den Mahlzeiten und zu Gallo Pinto am Morgen isst man die kleinen, runden und meist heissen Mais-Tortillas. Tatsächlich gibt’s aber Bäckereien, vor allem die fast überall vorhandenen Läden der Kette Musmanni. Die haben viele Brotsorten im Angebot, aber fast nur weiches Weissbrot. Brotlaibe mit Kruste sind die ganz seltene Ausnahme. Was zum Beispiel äusserlich aussieht wie Baguette, ist zwar leicht knusprig, hat aber die innere Konsistenz von Zuckerwatte. Sehr gut bei dieser Kette ist aber allerdings das Gebäck. Die Auswahl ist enorm. Die Preise unterscheiden sich kaum von denen bei uns. Auffällig ist übrigens, wie man bei Musmanni Brot postet: mit Tablett und Greifzange. Und noch etwas: Das Beste an Musmanni ist der hier stets erhältliche ausgezeichnete Kaffee.
  • Was andere Produkte des täglichen Bedarfs betrifft (etwa Toilettenartikel), so kosten diese – summarisch gesagt – ähnlich viel wie bei uns. Da es keine Anbieter wie Migros und Coop mit ihren Sonderlinien gibt, sind diese Produkte insgesamt aber teurer.
  • Importierte Waren wie Werkzeuge und Maschinen werden oft mit hohen Importzöllen verteuert, zum Teil über 50%. Deshalb, sagte man uns, werde vieles auf Schleichwegen von Panama hineingeschmuggelt.   

Rückblick 2

Worauf freuen wir uns zu Hause besonders?

  • Ist ja klar!
  • und natürlich auch das Brot, vor allem jenes vom Obfelder Pöstli-Beck
  • die Badewanne

Was werden wir besonders vermissen?

  • Fruchtshakes- und Säfte
  • Wärme und Sonnenschein (In Atlanta nieselt es schon, die Wolken hängen tief.)
  • nicaraguanische Lebensfreude
  • Regenwald in all seinen Facetten
  • Schwimmen bei Wasserfällen
  • die vielen originellen Sodas in CR
  • den Nicaraguasee und den Strand in Uvita
  • die vielen spontanen und herzlichen Gespräche mit Ticos und Nicas

Was lassen wir gerne zurück?

  • Stacheldraht (jede Wiese ist 3-4-fach damit umzäunt; in Städten dekoriert er Mauerbrüstungen; er verwehrt den Zugang zu Friedhöfen)
  • nächtliches Hundegekläff, krähende Hähne, Auto-Alarmanlagen, Musikgeschepper, …
  • Schüttelbecher-Staubpisten (an asphaltierten Strassen gibt es aber nichts auszusetzen!)

Was in unserem Gepäck blieb unbenutzt?

  • Erste-Hilfe-Kit 
  • Veloflickzeug
  • Zelt und Benzinkocher
  • Regenjacken (okay, fast unbenutzt!) 
  • 1 Powerbar (Schoko-Erdnuss), der etwa 35mal geschmolzen ist 

Zum Schluss bedanken wir uns herzlich bei Röbi und Margrit aus M. für ihre regelmässigen witzigen und motivierenden Kommentare. Wir hoffen, dass wir die Leser einigermassen unterhalten haben und bei den einen oder anderen etwas Fernweh ausgelöst haben.