Von Los Chiles nach San Carlos in Nicaragua

22. Januar 2012

Wir sitzen auf der Veranda eines Hauses im Kolonialstil mit Blick auf den grössten Süsswassersee Mittelamerikas. Im Hafenstädtchen San Carlos ist der tiefe Lebensstandart offensichtlich, und doch verströmt es gleichzeitig einen erstaunlichen Charme. Die Gebäude schmiegen sich an einen Hügel, der sich auf einer Halbinsel zwischen dem Rio San Juan und dem Lago De Nicaragua befindet. Im Unterschied zu Los Chiles sind die Häuser an den Strassenzügen aneinander gebaut. Es sind einfachste Stein- oder Bretterhütten, fast jedes Haus besitzt einen Tante-Emma-Laden. Trotz des bescheidenen Lebensstandards , so dünkt uns, herrscht hier einige Lebensfreude. Diese kommt schon über die kräftigen Farben der Hausfassaden zum Ausdruck. Diese sind nicht nur z.B. tiefrot oder grün bemalt, sondern  oft auch aufwändig verziert. Gedeckt sind die Gebäude allerdings vorwiegend mit Wellblech.  Was die Innenräume tagsüber entsprechend aufheizt (um 17 Uhr 35 Grad in unserem Hotel). Auch darum sitzen die Leute am Abend auf der Strasse.

Strasse in San Carlos.
Strasse in San Carlos.

Der heutige Grenzübertritt hatte es in verschiedener Weise in sich. Nur auf dem Fluss lässt sich die Grenze passieren. Um das zu können, mussten wir am morgen zuerst den costa-ricanischen Ausreisestempel holen und  dann ein Bootsticket kaufen, Velos kosten extra. Eigentlich wäre erst um 13 Uhr eine Überfahrt geplant gewesen, doch wegen des grossen Andrangs legt das Boot schon eine Stunde früher ab. Die Velos werden auf das Dach gelegt, was uns kurz vor dem Anlegen fast zum Verhängnis wird: Im starken Wellengang begann es derart zu schaukeln, dass wir befürchten mussten, die Räder würden ins Wasser fallen. Viel hat nicht gefehlt! Das Prozedere an der Grenze dauert zwar sehr lange, es gibt aber keine Probleme. Man ist sehr freundlich und zuvorkommend. Im Unterschied zu Costa Rica fordert Nicaragua Einreisegebühren, was Geld in die Staatskassen bringt.

Jetzt verstehen wir auch, warum einzelne Backpacker in La Fortuna vom Preisschock sprachen, als sie von Nicaragua nach Costa Rica reisten. Hier kostet tatsächlich alles nur etwa nur etwa halb so viel (während Costa Rica ein ähnliches Preisniveau hat wie ein Euro-Land).

Blick auf den Nicaraguasee.
Blick auf den Nicaraguasee.

Auffällig sind in San Carlos die zahlreichen auf die Wände gemalten Parolen der Politischen Parteien. Auch mehrere Parteilokale gibt es hier. Wir werden im morgigen Blogeintrag etwas schreiben über die sandinistische Revolution und was daraus geworden ist (Los Chiles war der Ort, von wo aus die Contra-Rebellen von der Reagan-Administration unterstützt worden sind).